Die Chronik der beiden Musikvereine Bleialf und Brandscheid
Die Wurzeln des Bleialfer Musikvereins
Legt man den Nachforschungen zur Vereinsgeschichte einen Reisebericht des Trierer Kurfürsten und Erzbischofs Johann Philipp aus dem Jahre 1756 zu Grunde, so existierte schon damals in dem Bergwerksort Bleialf eine Musikkapelle. Bei einem Besuch des kirchlichen Würdenträgers in der Residenzstadt Prüm gefiel diesem die „Bergmusik“, der bei seiner Ankunft aufspielenden „Bergknaben“, so der Chronist, besonders gut. Dies führte schließlich zu einer Einladung der Bleialfer in den kurfürstlichen Saal, was selbstverständlich als eine besondere Ehre aufgefasst werden durfte und auch Rückschlüsse auf die augenscheinlich gute Qualität der dargebotenen Instrumentalmusik erlaubte.
Jedoch lassen sich aus heutiger Sicht auf Grund dieses Ereignisses keine eindeutigen Schlussfolgerungen bezüglich eines organisierten und kontinuierlichen Musikvereinlebens in Bleialf zu damaliger Zeit ziehen, mit Ausnahme der Tatsache, dass eine qualitativ ansprechende Musikdarbietung einer Kapelle ein gewisses Zusammenspiel und auch gemeinsames Üben erforderte.
Als weiterer Beleg Bleialfer Blasmusiktradition darf das Beschlussbuch des Kriegervereins aus dem Jahre 1886 genannt werden. In diesem authentischen Dokument wird eine Bleialfer Kapelle erwähnt, die anlässlich eines Festaktes ein „Konzert“ dargeboten hatte. Jedoch auch diese Quelle liefert keinen konkreten Beweis für eine Vereinsgründung bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Geburtsstunde, 1926
Die eigentliche und nachweisliche Geburtsstunde des Musikvereins Bleialf vollzog sich im Jahre 1926. Der damalige Dorflehrer Eduard Blender, erster Dirigent und gleichzeitig Vorsitzender in Personalunion, gründete zunächst eine Schalmeienkapelle, deren musikalisches Repertoire wegen der instrumentellen Besetzung jedoch relativ begrenzt war. Somit fasste man 1927 den bemerkenswerten Entschluss sich unter erheblichen finanziellen Opfern, gebrauchte Instrumente aus Merseburg in Sachsen zu erwerben. Liebe zur Blasmusik und viel Idealismus lagen wohl dieser Entscheidung zugrunde.
Notizen von den Anfängen des Musikvereins Brandscheid
Das heutige Alftal-Blasorchester setzt sich aus Musikern und Musikerinnen der beiden Musikvereine Bleialf und Brandscheid zusammen.
Eine Musikgruppe existierte in Brandscheid bereits vor dem zweiten Weltkrieg. Bis 1939 spielten mehrere Aktive in einem Ensemble zu kirchlichen und weltlichen Anlässen auf. Konturen einer klar strukturierten und geregelten Vereinsarbeit lassen sich bei dieser eher locker organisierten Kapelle jedoch nicht ableiten. Die Zusammensetzung bestand im Wesentlichen aus den Instrumenten: Kontrabass, Zither, Mandoline, Violine und Trompete. Somit kann bei dieser Musikgruppe, zieht man die instrumentale Besetzung zur Betrachtung heran, noch nicht von einem typischen Blasorchester im eigentlichen Sinne gesprochen werden.
Die Initiative zur Gründung eines „Bläserchors“ im Jahre 1949 geht auf den damaligen Brandscheider Pastor Wirtz zurück. Sechs jüngere Männer erklärten sich bereit, die erforderlichen Instrumente per Ratenvertrag zu erwerben, da das hierfür nötige „Kleingeld“ in der schwierigen Zeit nach dem Krieg fehlte. Das Amt des Vorsitzenden übernahm der bereits erwähnte Ideengeber, Pastor Wirtz. Die in Musik und Gesang ausgebildete Leiterin des Kirchenchores, Frau Cordula Scharrenbroich, eine nach Brandscheid gekommene Kriegerwitwe, konnte nun auch als Dirigentin der Musikkapelle gewonnen werden.
Der erste öffentliche Auftritt des Blasorchesters ereignete sich bereits kurze Zeit nach der Vereinsgründung, am Silvestertag des Jahres 1949. Kontinuierlich entwickelte sich die Kapelle personell und musikalisch weiter. Bereits Mitte der 50er Jahre verfügte man über ca. 25 aktive Musiker, die zu zahlreichen Anlässen auftraten. 1978 erfolgte die Umbenennung des Vereins in „MV Brandscheid“.
Wie vielerorts in der unmittelbaren Nachkriegszeit müssen auch hier die wirklichen Wurzeln der Vereinsgeschichte im Idealismus und Engagement einiger uneigennütziger Liebhaber der Blasmusik gesehen werden.
Der Zusammenschluss des MV Bleialf und des MV Brandscheid im Jahre 1976
Etwa Mitte der 70er Jahre geriet der Musikverein Bleialf in Schwierigkeiten. Zunehmend wurde es problematisch, jugendlichen Nachwuchs für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Die Zahl der aktiven und passiven Mitglieder sank. Der Musikverein Brandscheid befand sich zu damaliger Zeit in einer ähnlich unbefriedigenden Situation. Zunächst halfen sich die beiden Blasorchester bei öffentlichen Auftritten gegenseitig aus. Schließlich entschied man sich 1976 zur Bildung einer Spielgemeinschaft, die allerdings anfangs nur für die Dauer des Jahres 1977 bestehen sollte. Danach, so die Erwartung, würden beide Vereine wieder aus eigener Kraft personell und musikalisch angemessen spielfähig sein. Diese anfängliche Hoffnung erwies sich jedoch als falsch. Aus dem Provisorium entwickelte sich in der Folgezeit eine ständige und zunehmend wachsende Gemeinschaft, die auch heute noch besteht und erfolgreich arbeitet.
Im Jahre 1995 beschloss man der unter dem wenig anmutenden Begriff „Spielgeminschaft Bleialf-Brandscheid“ bekannten Kapelle ein zeitgemäßeres und wirkungsvolleres „Outfit“ zu geben. Letztendlich entschied man sich für den Namen „Alftal-Blasorchester“. So sollte der geographische Bezug sowie die Einbindung in die musikalische Tradition der Blasmusik zum Ausdruck gebracht werden.
Gegenwärtig verfügt das Alftal-Blasorchester über 40 aktive Mitglieder im sogenannten Hauptorchester. Darüber hinaus erhalten momentan noch mehr als 40 Jugendliche Unterricht durch vereinsinterne Musiker und andere regionale Musikschulen. Je nach Ausbildungsstand und Anzahl der Jungmusiker spielen diese in zwei Jugendorchestern (Vororchester (Anfänger) und Jugendorchester (Fortgeschrittene)). Somit brauchen wir vorerst nicht von Nachwuchsproblemen auszugehen und können hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.